Streuobstwiesen sind wichtige Ökosysteme

An unseren Infoständen hören wir sehr oft den Satz: "Wir haben schon so viele Äpfel, die können wir ja gar nicht alle essen!"

Die Menschen denken bei Obstbäumen ganz automatisch nur an den Verzehr der Früchte - was ja eine wirklich gute Sache ist. Uns geht es aber in erster Linie um Naturschutz. Hier ist ein Umdenken erfoderlich. Auch wenn unter Obstbäumen immer mal heruntergefallene Früchte liegen, dann ist das keine "Schande" und schon gar keine "Verschwendung". Denn die Obstbäume nützen der Natur und Artenvielfalt und dem Klima auf sehr vielfältige Weise, die gar nichts damit zu tun haben, ob wir die leckeren Früchte nun für uns ernten oder nicht. 

Biotop-Vernetzung

Obstbäume sind hervorragende ökologische Trittsteine zwischen Biotopen. Die Entfernung zwischen zwei natürlichen Lebensräumen mit einer Artenvielfalt an Vögeln, Kleinsäugern und Insekten verkürzt sich durch jeden einzelnen Baum beträchtlich. So werden lebende Brücken geschaffen, über die Tiere sich besser in der Natur ausbreiten können. Die Lebensräume werden vergrößert, der Genpool der Arten erweitert sich und fördert mehr Robustheit und der Arterhalt wird unterstützt.

Bienen und andere Insekten

Streuobstwiesen ernähren mit ihren Blüten Insekten, insbesondere die Wild- und Honigbienen, ohne die wir gar kein Obst mehr ernten könnten. Denn allein die Insekten sorgen dafür, dass im Frühjahr die Obstblüten bestäubt werden. Nur aus bestäubten Blüten können sich Früchte entwickeln. Schon jetzt tragen viele Obstbäume aus Mangel an Insekten nur noch wenige oder manchmal auch gar keine Früchte. Dem drastischen Insektensterben der letzten Jahrzehnte können wir nur durch die Schaffung von Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten entgegenwirken.

Singvögel

Auch der Bestand an Singvögeln ist in den letzten Jahrzehnten sehr stark zurückgegangen. Das liegt vor allem an mangelnder Nahrung durch das Insektesterben und zu wenig Nistgelegenheiten. Vögel können Ihren Nachwuchs nur mit Insekten großziehen. Es ist zwar sinnvoll, das klassische Vogelfutter anzubieten (besonders im Winter), aber ohne ein reichliches Angebot an Insekten im Frühjahr können Vögel sich nicht vermehren. Wo aber Obst wächst und Bienen fliegen, da finden Vögel von der Blüte bis weit in den November reichlich Insekten, besonders, wenn unter den Bäume eine Beweidung erfolgt. Die dichten Baumkronen von Obstbäumen bieten sichere Nistplätze. Alte Obstbäume, auch wenn sie schon abgestorben sind, werden als stehendes Totholz zu ganz eigenen Biotopen und fördern den Arterhalt insbesondere von Käfern.

Weitere bedrohte Tierarten

Der im Bestand stark zurückgehende Steinkauz und andere Nachtjäger benötigen alte Obstbäume, um darin zu nisten und von dort aus zu jagen. Für sie ist es wichtig, dass sich unter den Bäumen nur wenig Bewuchs befindet, sie also Mäuse und andere Kleinsäuger sehen und greifen können. Gerade deshalb brauchen sie Streuobstwiesen, die idealerweise auch als Weide genutzt werden.

Bäume sind unsere Hoffnung

Nicht zuletzt sind Bäume die besten Klimaretter. Sie wandeln nicht nur CO2 in Sauerstoff um, sondern schützen auch durch ihren Kronenschatten den Boden vor dem Austrocknen. Klimawissenschaftler sind sich jetzt schon einig, dass der jeweils aktuelle Sommer als einer der kühlsten der nächsten Jahre und Jahrzehnte in die Statistik eingehen wird. Die beste Möglichkeit, Wohnorte - und damit auch unser Dorf Ledde - kühler zu gestalten, sind Bäume. Wo wir früher wertvolles Grün abgeholzt haben, damit wir mehr Sonne hatten, ist es jetzt das oberste Gebot, natürlichen Schatten zu schaffen.

Verbesserung des Mikroklimas

Bäume werfen angenehmen, lichten Schatten und generieren Verdunstungskühle. Unter einem Laubdach ist die Temperatur im Sommer etwa zwei Grad kühler. Das hört sich nach wenig an, aber die gefühlte Temperatur unter einem Baum ist bis zu acht Grad kühler. Alle Lebewesen, von Mensch und Säugetier bis hin zu winzigen Einzellern, profitieren von dem Mikroklima, welches eine einzige Baumkrone erschafft.